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Energetische Sanierung von Altbauten und Bauernhäusern - Substanz bewahren, Zukunft gestalten

Wer ein älteres Haus besitzt, trägt ein Stück Geschichte in den eigenen vier Wänden - oft mit Charakter, Charme und handwerklicher Qualität, wie man sie heute nur selten findet. Doch so solide die Bauweise vergangener Jahrzehnte auch sein mag, aus energetischer Sicht sind viele Altbauten und Bauernhäuser weit von den heutigen Standards entfernt.

Eine energetische Sanierung bringt sie auf den Stand der Zeit, oder besser: in die Zukunft. Sie reduziert nicht nur den Energieverbrauch und die Kosten, sondern verbessert Wohnkomfort, Raumklima und Werterhalt.

In diesem Beitrag geht es darum, wie eine Sanierung im Bestand richtig angegangen wird, worin die Unterschiede zwischen einem typischen Altbau und einem historischen Bauernhaus liegen und warum sich eine strukturierte Vorgehensweise immer lohnt.

Energetische Sanierung ist heute wichtiger denn je

Etwa zwei Drittel aller Wohnhäuser in Deutschland sind vor 1980 errichtet worden, also zu einer Zeit, in der Energieeffizienz kaum ein Thema war. Die Dämmung war dünn oder gar nicht vorhanden, Heiztechnik oft ineffizient und Fenster einfach verglast.

Gleichzeitig entfallen rund 35 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs in Deutschland auf Gebäude. Das ist ein erheblicher Hebel für Klimaschutz und Energiewende.

Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) fordert heutzutage einen gewissen Effizienzstandard. Förderprogramme von KfW und BAFA setzen zunehmend auf ambitionierte Ziele wie Effizienzhaus 70, Effizienzhaus 55 oder Effizienzhaus Denkmal.

Eine fachgerecht geplante Sanierung verbessert nicht nur die Umweltbilanz, sondern auch das Raumklima und die Wirtschaftlichkeit. Laut einer Sanierungsstudie der Deutschen Energie-Agentur (dena) lassen sich bei umfassenden Maßnahmen Energieeinsparungen von bis zu 85 Prozent erreichen. Das bedeutet für viele Altbauten: aus 25.000 kWh Heizenergiebedarf pro Jahr werden oft weniger als 10.000 kWh.

Vergleiche für den Wert dieser Einsparung

Was bedeutet es, 10.000 oder 25.000 kWh einzusparen? Die folgenden Beispiele helfen, Energieeinsparungen greifbar zu machen:

  • 1 kWh reicht, um eine Stunde 1.000 Glühbirnen á 1W leuchten zu lassen.
  • Mit 10 kWh fährt ein E-Bike rund 600 km – oder man röstet 2.500 Toasts.
  • 100 kWh decken das Warmwasser einer vierköpfigen Familie für rund eine Woche.
  • 1.000 kWh entsprechen dem Jahresstromverbrauch eines 2-Personen-Haushalts.
  • 10.000 kWh sind etwa 1.000 Liter Heizöl oder 1 Tonne CO₂-Einsparung.
  • 10.000 kWh sind rund 100.000 Waschladungen, 200.000 Stunden Laptop aufladen oder 1 Million Stunden TV-Betrieb.
  • 15.000 kWh entspricht dem CO₂-Ausstoß eines Kleinwagens auf 20.000 km oder fünf Urlaubsflügen nach Mallorca.

Wer also versteht, was 1 kWh wirklich bedeutet, versteht auch, wie groß das Potenzial einer energetischen Sanierung ist und warum sich jedes Kilowatt weniger lohnt.

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Müssen Häuser aus den 60er- und 80er-Jahren saniert werden?

Die Antwort lautet in fast allen Fällen: ja, zumindest schrittweise. Denn viele Bauteile aus dieser Zeit sind energetisch und technisch überholt, aus wirtschaftlicher Sicht lohnt sich diese Sanierung fast immer.

Eigenschaften von Häusern der 1960er-Jahre

In dieser Zeit wurde viel und schnell gebaut. Energie war günstig, Dämmung kaum ein Thema. Typisch sind:

  • Ungedämmte Außenwände und Dächer
  • Einfachverglasung oder alte Verbundfenster
  • Ölheizungen oder Nachtspeicheröfen
  • Keine Luftdichtheitsebene

Diese Gebäude verlieren enorme Mengen an Heizenergie über Wände, Fenster und Dach. Die Heizkosten sind hoch, die Behaglichkeit gering. Eine Sanierung kann den Verbrauch um bis zu 70 % senken.

Eigenschaften von Häusern der 1980er-Jahre

Hier begann man zwar mit Dämmung, allerdings auf niedrigem Niveau:

  • Erste Dämmversuche, häufig mit 4–6 cm Styropor
  • Häufige Wärmebrücken an Balkonplatten und Fensterlaibungen
  • Erste Gasheizungen, selten Brennwerttechnik
  • Fehlende Luftdichtheit

Solche Gebäude lassen sich heute gut auf Effizienzhausstandard bringen. Austausch der Fenster, Dämmung von Dach und Fassade sowie ein modernes Heizsystem reichen oft, um deutliche Verbesserungen zu erzielen.

Technische und gesetzliche Aspekte

Nach § 47 ff. GEG bestehen teilweise Nachrüstpflichten für alte Anlagen – etwa bei veralteten Heizkesseln oder ungedämmten Rohrleitungen. Doch unabhängig von der Pflicht lohnt sich eine Modernisierung vor allem wirtschaftlich: Energiepreise werden weiter steigen, während Fördermittel für Sanierungen aktuell besonders attraktiv sind.

Typische Irrtümer

  • „Innendämmung verursacht Schimmel“ – Falsch. Mit kapillaraktiven Systemen (z. B. Kalziumsilikat oder Holzfaser) lässt sich Feuchte sicher regulieren.
  • „Fenster zuerst tauschen“ – Nur im Gesamtkonzept sinnvoll. Ohne Dämmung kann Kondensat an kalten Wänden entstehen.
  • „Ein Denkmal darf nicht gedämmt werden“ – Doch, mit abgestimmten Lösungen und diffusionsoffenen Materialien ist vieles möglich.
  • „Wärmepumpen funktionieren nicht im Altbau“ – Moderne Geräte mit hohen Vorlauftemperaturen oder Hybridlösungen sind heute auch für unsanierte Gebäude geeignet.

Heizsysteme im Altbau – was wirklich passt

Moderne Heiztechnik kann auch im Bestand effizient arbeiten – entscheidend ist die richtige Auslegung.

Heizsystem Vorteile Nachteile
Wärmepumpe Umweltfreundlich, ideal bei niedriger Heizlast; mit Fußbodenheizung sehr effizient
Bei hohen Vorlauftemperaturen weniger wirtschaftlich
Pelletheizung Nachwachsender Rohstoff, gute Kombination mit Altbau Hoher Platzbedarf für Lagerung
Hybridlösung (Gas + Wärmepumpe) flexibel, auch bei Teilsanierung einsetzbar Höhere Investitionskosten, teils fossiler Brennstoff

Jede Heizungsanlage muss mittels einer detaillierten Heizlastberechnung ausgelegt werden. Die verschiedenen Leitungsverzüge werden für einen effizienten Betrieb hydraulisch abgeglichen.

Bauernhäuser energetisch sanieren – zwischen Geschichte und Moderne

Ein Bauernhaus zu sanieren ist eine besondere Aufgabe. Diese Gebäude sind oft über 100 Jahre alt, aus Naturstein, Ziegel oder Fachwerk gebaut und verfügen über charakteristische Elemente wie Holzbalkendecken, Lehmputz und historische Fensterformen. Das Ziel ist hier nicht nur Energieeffizienz, sondern der Erhalt der Bausubstanz und der Charakter des Hauses.

Bauweise verstehen

Traditionelle Bauernhäuser regulieren Feuchtigkeit über ihre massiven, diffusionsoffenen Wände. Dämmungen oder Beschichtungen, die dieses Gleichgewicht stören, können Schäden verursachen. Daher sind atmungsaktive Dämmstoffe ideal, die diffusionsoffen und kapillaraktiv sind, wie Holzfaser, Lehm- oder Kalkputz, Hanf oder Zellulose. Sie arbeiten im Einklang mit der historischen Substanz und bieten gleichzeitig zeitgemäßen Wärmeschutz.

Innendämmung – wenn die Fassade bleiben muss

Steht das Gebäude unter Denkmalschutz oder soll sein äußeres Erscheinungsbild beibehalten, ist Innendämmung oft die einzige Option. Wichtig ist hier die richtige Planung:

  • hygrothermische Simulation zur Vermeidung von Tauwasser
  • luftdichte, aber diffusionsoffene Systeme
  • abgestimmte Materialwahl

Richtig ausgeführt, erreicht auch eine Innendämmung erhebliche Energieeinsparungen, ohne das Erscheinungsbild des Hauses zu verändern.

Moderne Technik im historischen Gewand

Bauernhäuser eignen sich besonders gut für regenerative Heizsysteme:

  • Wärmepumpen (oft in Kombination mit Flächenheizungen)
  • Pelletheizungen
  • Solarthermie zur Warmwasserbereitung
  • Photovoltaik für Eigenstromnutzung

Eine Kombination aus effizienter Gebäudehülle und moderner Technik macht aus einem historischen Bauernhaus ein Zukunftshaus mit Charakter, ohne die Substanz zu beeinträchtigen. Photovoltaik lässt sich oft dezent auf Nebengebäuden oder Scheunendächern integrieren.

Besonderheiten beim Denkmalschutz

Steht das Gebäude unter Denkmalschutz, kommen zusätzliche Anforderungen hinzu. Energetische Sanierungen müssen hier besonders sensibel geplant werden.

Ein enger Austausch zwischen Denkmalbehörde, Architekt und Energieberater ist entscheidend.

Wichtig: Auch Denkmäler sind förderfähig, mit speziellen Zuschüssen, teils höher als bei Standardbauten.

Beispielhafte Maßnahmen bei denkmalgeschützten Gebäuden:

  • Behutsamer Fenstertausch oder Überarbeitung mit Wärmeschutzglas.
  • Dämmung der obersten Geschossdecke mit diffusionsoffenen Materialien.
  • Ergänzung eines Lüftungssystems zur Feuchteregulierung.
  • Heizungsmodernisierung mit niedrigen Vorlauftemperaturen.

Ziel ist nicht die maximale Dämmstärke, sondern die energetisch und bauphysikalisch stimmige Lösung, die Substanz und Komfort in Einklang bringt.

Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit

Eine energetische Sanierung ist eine nachhaltige Investition, die BAFA & KfW gefördert wird.

Neben der Energieeinsparung ist auch der Lebenszyklus der Materialien und Systeme zu betrachten. Nachhaltige Dämmstoffe, langlebige Fenster, effiziente Heizsysteme und eine Photovoltaikanlage schaffen nicht nur Unabhängigkeit von fossilen Energien, sondern auch ökologische und finanzielle Stabilität. Zugleich erhöht sich der Gebäudewert.

Laut einer Übersicht von baufiDeutschland bewegen sich die Kosten für eine Kernsanierung im Bestand typischerweise bei 2.500–3.500 €/m², bei denkmalgeschützten oder aufwendigen Objekten auch höher. Zur Dämmung einzelner Bauteile gibt die Verbraucherzentrale Werte von ca. 240–380 €/m² für Dachdämmung an.

Eine generelle Amortisationsdauer lässt sich nicht pauschal angeben, sie kann je nach Ausgangszustand, Energiepreis und Maßnahmenpaket deutlich variieren.

Rechenbeispiel: Altbau mit 140 m² Wohnfläche

Ein unsanierter Altbau aus den 1960er-Jahren hat typischerweise einen Heizenergiebedarf von etwa 180 kWh/m²a, also rund 25.000 kWh pro Jahr. Bei einem Gaspreis von 0,12 €/kWh entstehen Heizkosten von etwa 3.000 € jährlich.

Nach einer umfassenden Sanierung (Dämmung, neue Fenster, Wärmepumpe, PV-Anlage) sinkt der Energiebedarf auf etwa 70 kWh/m²a, was 9.800 kWh entspricht. Mit Wärmepumpe und PV-Nutzung reduziert sich der Heizstrombedarf auf rund 300 € jährlich und ergibt eine Ersparnis von etwa 2.700 € pro Jahr.

Die Investitionskosten für ein solches Maßnahmenpaket liegen je nach Gebäudezustand schätzungsweise bei folgendem Invest:

  • Wärmepumpe ca 40.000€
  • PV ca. 17.000€
  • Fassadendämmung ca. 40.000€
  • Fenstertausch ca. 30.000€

Der richtige Weg zur energetischen Sanierung – Schritt für Schritt

Eine erfolgreiche Sanierung beginnt nicht mit dem Austausch von Fenstern oder einer neuen Heizung, sondern mit einem Konzept. Ein klar strukturierter Ablauf sorgt dafür, dass Maßnahmen aufeinander abgestimmt sind und keine Bauschäden entstehen.

Schritt 1: Bestandsaufnahme

Eine Energieberatung umfasst Hüllflächen, Anlagentechnik und Verbrauchsdaten. Thermografie und Blower-Door-Tests zeigen Schwachstellen auf.

Schritt 2: Sanierungskonzept und Sanierungsfahrplan (iSFP)

Der individuelle Sanierungsfahrplan (iSFP) ist Voraussetzung für zusätzliche Förderungen und zeigt verschiedene Varianten, Prioritäten und zeitliche Abläufe, von kurzfristigen Maßnahmen wie der Heizungsoptimierung, über mittelfristige Schritte wie Dämmung und Fenster bis hin zu langfristigen Zielen (PV-Anlage, Lüftung mit Wärmerückgewinnung).

Schritt 3: Fördermittel und Wirtschaftlichkeit

In dieser Phase werden Kosten, Energieeinsparung und Fördermittel gegenübergestellt. KfW und BAFA bieten Zuschüsse und Kredite von bis zu 45 % für bestimmte Maßnahmen – inklusive Fachplanung und Baubegleitung durch einen Energieeffizienz-Experten.

Schritt 4: Umsetzung in richtiger Reihenfolge

Die Grundregel lautet: Gebäudehülle vor Anlagentechnik, denn eine neue Heizung ist nur dann sinnvoll, wenn das Haus anschließend weniger Energie verliert.

  1. Dach und Fassade dämmen
  2. Fenster und Türen erneuern
  3. Luftdichtheit sicherstellen
  4. Lüftungssystem prüfen oder einbauen
  5. Heiztechnik modernisieren

Schritt 5: Qualitätssicherung

Ein erfahrener Fachplaner begleitet die Bauphase, prüft Details wie Wärmebrücken, Anschlussstellen und Luftdichtheit – und dokumentiert die Ausführung für Förderung und Nachweis. Wir unterstützen dich gerne dabei.

Fazit: Mit klarem Konzept und Fachwissen zum Erfolg

Egal ob 60er-Jahre-Haus oder 200 Jahre altes Bauernhaus – jedes Gebäude lässt sich energetisch optimieren, ohne seine Identität zu verlieren. Die Voraussetzung ist ein fundiertes Sanierungskonzept, das Bausubstanz, Technik und Förderung intelligent verbindet.

Eine gute Sanierung:

  • senkt dauerhaft Energiekosten.
  • verbessert Wohnqualität und Raumklima.
  • schützt die historische Substanz.
  • macht das Gebäude fit für kommende Generationen.
  • steigert den Immobilienwert.

Wer frühzeitig plant und einen erfahrenen Energieeffizienzexperten hinzuzieht, sichert sich Fördermittel, Qualität und eine langfristig wertbeständige Immobilie.

Mit Erfahrung aus umfassenden Sanierungsprojekten begleitet &salt Eigentümer auf dem Weg zum energieeffizienten, nachhaltigen Zuhause, von der Analyse bis zur Umsetzung. Jetzt anfragen!

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